Phillipp Löhken – setzt sich in der stationären Pflege für einen ganzheitlichen Blick auf Patient_innen und Kolleg_innen ein

Phillipp Löhken ist examinierter Altenpfleger. Seit Juli letzten Jahres arbeitet er im stationären Pflegebereich für Menschen im Wachkoma und mit Langzeitbeatmung als stellvertretende Wohnbereichsleitung. Hier ist er neben seinen pflegerischen Diensten an den Menschen auch für die Dienstplanung zuständig. Im Rahmen seines „Care Portraits“ berichtet er von seinen Erfahrungen und Hoffnungen im Alltag.


In den letzten Wochen war ich vor allem damit beschäftigt…

Dienst- und Einsatzpläne für den Pflegealltag zu erstellen. Damit einhergehend sind die gegenwärtigen Anforderungen des Personalmangels. Auch muss ich immer wieder auf kurzfristige Veränderungen schnell und sensibel reagieren, um den betrieblichen Ablauf hier vor Ort sicherzustellen.

Dabei versuche ich meine Kolleg_innen immer dort abzuholen, wo sie sich gerade mental befinden. Feinfühliges Zuhören und Motivieren – das gehört zur Einsatzplanung zweifelsohne dazu.

Neben all dem ist mir aber trotzdem ganz besonders wichtig, an der ‚Basis‘ zu bleiben und weiterhin zusammen mit den pflegebedürftigen Menschen zu arbeiten – und das gelingt nur in einem Team, dass sich auch als solches versteht.

Mein persönlicher Care-Lichtblick ist momentan…

das Team und das sehr gute Betriebsklima, welches es mitbringt. Als ich letztes Jahr hierhin gekommen bin, habe ich schnell gemerkt, dass hier die Arbeitsatmosphäre sehr gut ist – eine hohe Fachlichkeit, aber auch ein guter kollegialer Zusammenhalt inbegriffen. Das ist mein Antrieb und zugleich auch die Hoffnung dafür, dass wir den Winter – welche Krise auch kommen mag – zusammen gut überstehen.

Sich um andere zu sorgen, bedeutet für mich, …

für andere Sorge zu tragen, in alle Richtungen zu agieren und mein Gegenüber – also den pflegebedürftigen Menschen – ganzheitlich zu sehen. ‚Pflege‘ umfasst nicht einfach das lineare Abarbeiten einer immer gleichen To-do-Liste. Auch bei Menschen im Wachkoma sind die Bedürfnisse Tag für Tag neu zu erfassen.

Für mich ist meine Arbeit mehr Berufung als Beruf. Ich bin innerlich so eingestellt, dass ich in meinen pflegerischen Diensten jede Person als vollwertigen Menschen ansehe.

Meine Vorstellung von einer „Sorgenden Gemeinschaft“ umfasst…

zunächst ein gutes Zusammenspiel von diversen privaten Dienstleistungen der Nachbarschaft und dem Sozialstaat. Am Anfang der Pandemie hat man das ganz stark gespürt. Die Gesellschaft war umsichtiger und hilfsbereiter denn je.

Ich werde mich weiterhin dafür einsetzen, dass…

wir als Team gute Arbeit leisten und unsere Ergebnisqualität stimmt. Dass wir einen hohen Anspruch an uns selbst behalten und trotz aller Widrigkeiten und Umstände den Menschen eine humane Pflege gewährleisten können.

Die gegenwärtige Pandemie ist nicht die erste Krise und wird nicht die letzte bleiben. Umso wichtiger ist es, dass wir uns nicht dadurch unterkriegen lassen. Deshalb besprechen wir uns als Team auch oft. Neben dienstlichen Themen steht auch immer die eigene Selbstreflexion im Fokus. Hier kann man sich die ‚Seele ausreden‘. In den Gesprächen liegt mir immer auch das Wohl der Mitarbeitenden am Herzen. Es geht daher – besonders bei der Einsatzplanung – nicht nur um das Verteilen von abzuarbeitenden Aufgaben. Es geht darum, darauf zu achten, dass es den Mitarbeitenden dabei auch gut geht.

Hoffentlich bleibt nach „Corona“…

der brennende soziale Einsatz der Nachbarschaft weiterhin bestehen. Es tat gut, die unzähligen privaten Initiativen der Menschen zu sehen.

Wir im pflegerischen Bereich sind auf der anderen Seite jedoch nach wie vor von den Rahmenbedingungen des Sozialstaates abhängig. Daher hoffe ich darauf, dass der Staat diese verbessert. Nur so können wir in den Pflegeeinrichtungen, in den Krankenhäusern, in der stationären Altenhilfe und in der ambulanten Pflege unsere Arbeit weiterhin menschennah und unter fairen Bedingungen gewährleisten.

Bild/Quelle: Projekt “Versorgungsbrücken statt Versorgungslücken” (David Gorny)

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