Pflegende Angehörige zu begleiten, macht Sinn!

Cathy R. ist als ausgebildete „Pflegebegleiterin“ in der ehrenamtlichen Unterstützung pflegender Angehöriger tätig. Im Folgenden berichtet Sie von den eindrücklichen Erfahrungen Ihres Engagements.


Von einer Freundin angesprochen, ob ich mit ihr zusammen als freiwillige „Pflegebegleiterin“ eine Gruppe eröffnen wollte, in der sich pflegende Angehörige austauschen können, war ich ganz gespannt auf das erste Treffen. Es waren fünf pflegende Angehörige gekommen mit ganz unterschiedlichen alltäglichen Pflegebelastungen: eine Mutter, die sich um zwei Kinder mit Behinderungen kümmerte und zusätzlich noch ein weiteres Kind hatte, ein älterer Ehemann, der seine blinde und demenzerkrankte Frau pflegte, sowie drei Frauen, die für ihre jeweils unterschiedlich schwerkranken Ehemänner sorgten.

Schnell kristallisierte sich heraus, dass die Aufgaben häuslicher Pflege und Betreuung sehr unterschiedlich bewältigt werden. Wie gut tat es den Angehörigen, ihre Probleme zu schildern und sich gegenseitig Tipps zu geben. Auch wir als „Pflegebegleiterinnen“ konnten Hilfestellungen für den alltagspraktischen Bereich geben, sei es mit dem Hinweis auf Pflegehilfsmittel oder auf eine Möglichkeit zur Tagesbetreuung in einem Altenheim.

Ganz wichtig war und ist aber, immer ein offenes Ohr zu haben und wahrzunehmen, wie die augenblickliche Situation der einzelnen Teilnehmenden sich darstellt. 

Es kann schon eine große Hilfe sein, wenn pflegende Angehörige berichten können, was ihnen Kummer macht, aber auch, wie sie mit den Belastungen fertig werden. Immer wieder kommt zur Sprache, dass auch jede_r ein Recht darauf hat, sich Freiräume zu schaffen. Es ist beeindruckend, ja zuweilen auch erschütternd, wie sich die einzelnen Menschen für ihre Familienmitglieder aufopfern, sich dabei jedoch selbst oftmals vergessen. Wir „Pflegebegleiterinnen“ weisen immer wieder darauf hin, dass die pflegenden Angehörigen sich um sich selbst kümmern dürfen, ja sogar müssen. Aber: Pflegende Angehörige brauchen nicht nur Unterstützung, sondern wollen auch etwas lernen: Gemeinsam werden Themen gewählt und vorbereitet – z.B. was die Entfaltung von Menschen fördert oder wie sich die Verständigung mit Demenzerkrankten verbessern lässt. So erweitern wir gemeinsam unseren Horizont.

Für zwei Frauen aus der Gruppe hat sich die Situation inzwischen so verändert, dass die Angehörigen verstorben sind. Dennoch kommen sie gern weiter zu den Gruppentreffen – hier haben sie über die Zeit hin Vertrauen gefasst und werden in ihrer Trauerarbeit aufgefangen. Sie legen weiterhin Wert darauf, in der Gruppe zu bleiben und ihre Sorgen mit uns zu teilen. 

Für mich kann ich sagen, dass jede Begegnung wichtig geworden ist. Ich bewundere die liebevolle Sorge der pflegenden Angehörigen, ihr Talent, die Tage mit den vielfältigen, oft schwierigen Herausforderungen zu bewältigen. Wenn ich nach einem Treffen nach Hause komme, habe ich stets das Gefühl, etwas Sinnvolles getan zu haben. Wie schön, dass ich erleben darf, wie gut das tut, sich gegenseitig in schwierigen Situationen beizustehen.

Cathy R.

Bild/Quelle: Dan Meyers on Unsplash

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